Es ist Sonntag 15:00 Uhr. Die heimische Kaffeetafel ist bereits fürstlich gedeckt und die gesamte Familie scharrt schon seit dem Frühstück mit den Hufen. Grund ist der bevorstehende Run auf die liebevoll gebackenen Kuchen die Mamas und Omas mit ganz viel Liebe und Hingabe gezaubert haben. Leider ist auch die sonntägige Kaffeetafel ein Stück Kulturgut das mehr und mehr zu bröckeln scheint. Der Stellenwert dieses gesellschaftlichen und familiären Treffens ist dennoch nicht von der Hand zu weisen. Genau aus diesem Grund dachte ich mir eine Rezeptur zu entwickeln die sowohl für den täglichen Verzehr, als auch und gerade für unsere Wochenenden gedacht ist. Der Genuss und das Zusammenkommen sollte genau an diesen Tagen groß geschrieben werden.
Wohl wissend das es nicht wenigen bei dem Wort Hefe die Haare aufstellt, möchte ich eine besondere Hefeteigrezeptur vorstellen. Die größten drei Besonderheiten sind ganz klar der doch trotz der hohen Fettmenge niedere Gehalt an Hefe, der Weizensauerteig und die pürierten Früchte. Als Zuckerl schicken wir unseren kleinen Freund auch noch in die Übernachtgare in den Kühlschrank. Man merkt also gleich… es ist einiges geboten!
Inspiriert von der „Goldstulle“ die täglich in der Backstube von Wildbaker Jörg Schmid angeboten wird, habe ich mich der Idee mit den pürierten Früchten bedient um mir das frische Aroma von Rosinen und Datteln zu holen, jedoch ohne darauf beißen zu müssen. Es geht einzig darum, die sensorischen Eigenschaften dieses Brotes auf die nächst höhere Stufe zu stellen. Der Weizensauerteig wurde hier genau wie auch der Hauptteig mit den gängigen französischen Weizenmehlen T65 und T80 hergestellt. Das T80 gehört für mich zu den genialsten Mehlen da es ähnlich wie das T65 geschmacklich unvergleichlich ist! Solch ein besonderes Aroma und diesen starken Charakter sucht man bei vergleichbaren Mehlen vergeblich.
Was die Übernachtgare angeht, gestaltet sich diese bei solch einer Art Teig als kleiner Drahtseilakt. Stellt man die Teiglinge am Vortag zu früh in den Kühlschrank, so wartet man am Folgetag wahrscheinlich bis zur Ohnmacht bis sich bei der Teigreife etwas tut. Der hohe Gehalt an Butter in unserem Teig hemmt den Hefetrieb sobald diese erkaltet und zieht ihn auch am Folgetag bei Raumtemperatur wahnsinnig in die Länge. Hier gilt es wirklich mutig zu sein und den Teigling komplett fertig zu garen und erst dann kühl zu stellen. Auch wenn die hier angegebenen Zeitangaben nur Richtwerte sind, empfehle ich die Herstellungsparameter zumindest grob an diese anzulehnen.
Nun ist aber Schluß mit dem Tanz um den heißen Brei… Jetzt geht es an den kalten Teig!!
Tom‘s Sonntagswecken:
Weizensauerteig- Teig°C 26°C / Reifezeit 10-12 Stunden im Raum
150g Weizenmehl T80
150g Wasser
15 g Anstellgut
Gesamtteig 300g
Pürierte Früchte- über Nacht einweichen und am Folgetag pürieren
100g Rosinen
100g Datteln
50g Rum
Gesamtmischung 250g
Der Hauptteig- Teig°C 24-26°C / Laufzeit 14 min langsam und 2 min schnell / Stockgare 90 min (alle 30 min aufziehen) / länglich in Briocheformen oder wie in meinem Beispiel in Holzkörbchen aufarbeiten / Stückgare 4 Stunden im Raum / 5-24 Stunden kalte Gare im Kühlschrank bei 4-6°C / Raumgare nach der kalten Gare weiter 3 – 3,5 Stunden / Teiglinge mit Eistreiche bestreichen, 15 min anziehen lassen und ein zweites mal bestreichen / Backen bei 190°C fallend auf 170°C für etwa 30 min bei 550g Teigeinwaage
750g Weizenmehl T65 (alternativ Weizen 550)
100g Weizenmehl T80 (alternativ Weizen 812 oder 1050)
300g Weizen-Sauerteig
250g pürierte Früchte
320g Milch (kühl)
150g Vollei
140g Zucker
6g Tonkabohne (alternativ geht auch Vanille oder Stollengewürz zur Weihnachtszeit)
15g Hefe
20g Salz
10 min im langsamen Gang laufen lassen
250g Butter
4 min im langsamen Gang laufen lassen bis sich die Butter aufgelöst hat und anschließend 2 min im schnellen Gang auskneten
Gesamtteig 2,301 Kg
Am besten genießt du deinen Sonntagswecken mit etwas Butter und Marmelade…..oder am aller besten einfach so wie er ist… wunderschön und geschmacklich eine echte Wucht! Der Weizensauer im Spiel mit den pürierten Früchten und der Tonkabohne als Draufgabe die im übrigen auch in der Goldstulle vorkommt, ist mein Sonntagswecken eine wahre Freude für Herz und Seele!
Lass es dir schmecken!!!
Eine Seele zählt keine Kalorien. Eine Seele zählt einzig die schönen Momente im Leben! Tom the Baker